Nix Neues – Donnerstag 5.12.19

Der PISA-Test ist wieder einmal gegessen. Österreichs 15-jährige liegen wie immer weltweit in einem deprimierenden Mittelfeld, können schlecht sinnerfassend lesen und werden immer schlechter in Naturwissenschaften. Schuld daran sind selbstverständlich ausschließlich die Lehrer. Eine Gesellschaft, die den Schulanfängern erzählt, dass es nun vorbei sei mit dem schönen Leben und der „Ernst des Lebens“ beginnt, Eltern, die ihre Kinder in der Schule abgeben und zu deren Schulleben nur noch intensives Geschimpfe auf Lehrer und Bildung im allgemeinen beitragen, ein System, das 10 jährige(!) in zwei Kategorien teilt, das hat alles nicht das Mindeste mit den schwachen Ergebnissen  zu tun. Nein, es sind die Lehrer, die bekanntlich keine Ahnung von irgendwas haben. Sonst würden sie es doch locker schaffen im Alleingang  Klassen mit Kindern, von denen bis zu 100%  schlecht Deutsch können, in bildungsfernen bis bildungsfeindlichen Milieus aufwachsen und in den Familien keinerlei Hilfe zum Lernen bekommen ohne Unterstützung von zB Psychologen und Sozialarbeitern in gebildete, sozial integrierte, bildungsinteressierte Menschen zu verwandeln. Wären die Lehrer nicht so unfähig, würde die Gesellschaft ja ganz anders dastehen. Alle Jahre wieder!

Ich merke schon, mein vorweihnachtlicher Dekowahn wird langsam aber sicher von meinem klassischen Ärger über das undifferenzierte Klingelingeling  in allen Bereichen des Lebens abgelöst. „Stop talking Start making“ steht auf einem riesigen Transparent am Wiener Stephansdom. Sieh da !

Einen Nikolaus kann man mieten, habe ich gerade gelesen. Auch ein Geschäftsmodell. Ich bin ja eher ein fan von Perchten. Da gibt es manchmal großartige Holzmasken und sehr engagierte, wild herumhüpfende Tänzer.

21 Gedanken zu “Nix Neues – Donnerstag 5.12.19

  1. Bitte nicht so frustriert! Vermutlich liegt das schlechte Abschneiden – in Deutschland ja auch – der Schüler, nicht nur an den Lehrern. Eher am Bildungswesen und auch an der Ausbildung der Lehrer. Wenn Kinder von nichtqualifizierten Aushilfslehrern und Quereinsteigern unterrichtet werden, dann ist irgendwas falsch. Aber solange soziale Berufe schlecht bezahlt werden und Erzieher und Lehrer gehören dazu, die Kinder nur untergebracht werden, statt mit Freude unterrichtet zu werden, wird sich nichts ändern. Kinder und deren Bildung ist Zukunft – aber Zukunft ist weit weg!

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    1. Naja, Lehrer sind im allgemeinen weder schlecht qualifiziert noch schlecht bezahlt, aber mit der Vielzahl von Aufgaben jenseits von Unterricht, die sie von der Gesellschaft übergestülpt bekommen und ohne Unterstützung erledigen sollen völlig überfordert.
      Ich bin eigentlich nicht so sehr frustriert als eher wütend. So vieles läuft schief, aber es fehlt schon an der ehrlichen Diagnose und an der Therapie ohnehin

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  2. Das Problem ist vielschichtiger sagt mir meine Erfahrung als langjähriger Schulelternsprecher eines großen Gymnasiums, übrigens erfolgreich G8 mit exzellenten Abschlüssen der Jugendlichen, ohne einen einzigen Schulpsychologen, ohne einen einzigen Schulsozialarbeiter.
    Das Hauptproblem liegt in der rudimentären Motivation der Kinder und Jugendlichen und der – im Gegensatz dazu – überwältigenden Erwartung der Eltern. Auf den ‚Pauker‘ zu schimpfen ist dagegen billig, Und ja, es stimmt, es mangelt gesellschaftlich an einer ehrlichen Diagnose – wie in vielen anderen Feldern unserer Gesellschaft auch.

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    1. Die guten Abschlüsse oder überhaupt irgendwelche Abschlüsse sind natürlich in Schulen deren Schüler*innen Eltern haben, die sich auch um schulische Belange ihrer Kinder kümmern (können) der Normalfall.
      Es ist ein ungemein komplexes Thema, das tief in gesellschaftliche und soziale Strukturen hineinreicht

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  3. Das Schulsystem wird mit Absicht sabotiert, um so viele Deutsche / Österreicher wie möglich ungebildet zu halten, damit sie dem Niedriglohnsektor zur Verfügung stehen und/oder auf Transferleistungen angewiesen sind und damit der Staat insgesamt geschwächt wird. Bis die Existenz des Sozialstaats eines Tages als nicht mehr finanzierbarer „Luxus“ noch mal „überdacht“ werden „muss“. Was wir hier seit Jahrzehnten erleben, ist die planmäßige Sabotage unserer Volkswirtschaften. Zudem sollen wir die intellektuelle Befähigung verleiren, dieses System infrage zu stellen. Auch durch unsere individuelle wirtschaftliche Situation dem Egoismus den Vorzug vor der Solidarität gegenüber der Volksgemeinschaft geben.

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    1. @DVC
      Nein, so einfach und dämlich plump, wie von Ihnen beschrieben, funktioniert selbst Kapitalismus nicht. Zwar ist der Marx’sche Begriff der „industriellen Reservearmee“ nach wie vor aktuell, aber die Rahmenbedingungen haben sich durch die Globalisierung grundlegend geändert. Selbst wenn es „jemand“ gäbe, der das alles steuert, „er“ müsste mit dem Klammersack gepudert sein, wenn „er“ so agieren würde, wie sie es beschreiben. Und wenn „er“ mit dem Klammersack gepudert wäre, säße „er“nicht ganz oben.
      Und nicht zuletzt, ihr Begriff der „Volksgemeinschaft“ macht mir selbst bei größtem Wohlwollen heftige Bauchschmerzen.

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  4. Ich denke derzeit, da auch in Deutschland die Pisa-Studie sehr schlechte Ergebnisse zeigte, dass das Problem ein gesamtgesellschaftliches ist. Bildung scheint nicht mehr so wichtig, es wird nichts mehr darin investiert, keine Zeit, kein Geld, nicht genug Lehrer. Das bedeutet Rückschritte, die ja irgendwie gewünscht zu sein scheinen, auch von Eltern. Es wird also wieder mehr Hauptschüler, auch Realschüler geben und es wird sich vieles verändern. Ich denke nicht, dass diese Problematik eine zeitliche ist

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    1. Da stimme ich dir absolut zu: es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und nicht das Ergebnis des unheilvollen Tuns oder Nicht-Tuns von miserablen Lehrern . Obwohl es die natürlich auch gibt
      Die 15 jährigen, die bei der PISA-Studie geprüft werden, sind aus allen Schultypen

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    2. Das Problem ist sehr vielschichtig. Was ich ablehne ist die These, dass „Rückschritt gewünscht sei“.
      Niemand im Land, der halbwegs Verstand hat, kann den Wunsch des Rückschritts haben. Das einige Entwicklungen derzeit so aussehen, mag sein. Das ist immer die Gefahr, wenn gerade wieder einmal Wissen durch Glauben und Haltungen ersetzt werden.
      Worin ich Ihnen recht geben muss, ist der Umstand, dass größeren Teilen der Gesellschaft offenbar Motivation und Leistungswillen abhanden gekommen sind. Die Eigenschaften, die in den vergangenen Jahrzehnten aus einem Land in Trümmern einen der potentesten Industriestaaten der Welt gemacht haben.

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  5. *lächel*, die bösen Lehrer… Es scheint verführerisch zu sein, schulische Probleme der Kinder auf die Lehrer abzuwälzen, aber mein 10jähriges Enkelchen geht gerne in seine Realchule und findet seine Lehrer ziemlich gut, doch in den Pausen wird er immer mal wieder verprügelt von einigen, die größer und stärker sind als er. Er wehrt sich, so gut er kann und ist mit Freude in einem Selbstverteidigungskurs. …
    Ein zarter Junge, der klar kommt in einem nicht so ganz einfachen Umfeld.
    Ein kleines Beispiel aus meiner eigenen unmittelbaren Umgebung.

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      1. Er hatte es noch nie bisher einfach, kam schon in der 27. Woche zur Welt und wog 870 g
        Inzwischen ist er ganz schön pfiffig und kann verflixt gut denken *schmunzel*

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  6. Die Schweizer haben im sinnerfassenden Lesen scheinbar auch schlecht angeschnitten. Obwohl man doch schon bei der letzten Studie in der Lesekompetenz Schwächen sah und besonders darauf achten wollte, dieses Resultat zu verbessern. Vielleicht testen die Tests auch einfach an den Schülern vorbei oder sie machen keinen Sinn oder die Schüler sehen keinen Sinn darin 😉! Was ich irgendwie nachvollziehen kann. Die Welt verändert sich immer mehr und die Schule testet immer noch den gleichen Unsinn. Bücher zu lesen, ist bei vielen nicht mehr im Trend und viele Erwachsene machen es vor. Wenn mich ein Text nicht interessiert, bemühe ich mich in der Regel auch nicht den Sinn eines Textes zu erfassen.

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      1. Nein, sicherlich nicht. Aber Tests sollten auch angepasst und etwas kritisch gesehen werden. Aber klar die Lesekompetenz muss gefördert werden. Die Frage ist nur wie? Scheinbar hat die bisherige Leseförderung ja nicht gefruchtet. Ich glaube, dass dies nur gelingt, wenn in den Schülern Interesse, Motivation und vor allem Lust aufs Lesen vermittelt wird.

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