Christiane hat eine Etüde über ein Paar vom Standpunkt der Frau aus geschrieben. Autopict hat den Standpunkt des Mannes beschrieben und mir ist nun noch der Standpunkt einer weiteren Person eingefallen, von deren Existenz die beiden anderen noch gar nichts wissen.
Eine Ergänzung zu Christianes Etüde „Dunkle Zeiten“ . Ein Blick von außen.
Die ABC-Etüden
Wie immer bei Christiane
Die Wörter kommen diesmal von Bernd (Red Skies over Paradise)
Diese 3 Begriffe sollen in einen höchstens 300 Wörter langen Text eingebaut werden
Hupsi war ein geradezu deprimierend durchschnittlicher Mensch in seinem privaten wie in seinem beruflichen Leben. Doch manchmal erfasste ihn etwas, was er als euphorischen Schub beschrieb und dann musste er sich einfach wenigstens einmal seinem liebsten Hobby widmen: dem Einbruch in fremde Wohnungen. Es ging ihm dabei nicht etwa um schnöden Gewinn, niemals entwendete er irgendeinen Wertgegenstand. Es ging ihm nur um die faszinierenden Einblicke in das Leben anderer Menschen, ganz aus der Nähe und völlig ungeschminkt.
Heute hatte er sich die Wohnung eines mittelalterlichen Ehepaars ausgesucht, das in seiner Nachbarschaft wohnte. Kürzlich war ihm aufgefallen, dass sie in einer grellbunten Adjustierung abends allein ausging und das hatte seine Neugierde geweckt. Es war Samstag Vormittag und die beiden zu Untersuchenden waren zu einem gemeinsamen Wochenende irgendwo in der Pampa aufgebrochen. Hupsi war eher ein Stadtmensch.
Die Wohnung war groß und er wusste, dass beide je ein eigenes Zimmer hatten. Ideale Voraussetzungen. Das Türschloss war für einen Profi wie ihn bestenfalls eine symbolische Barriere. Nun stand er in seinem Zimmer und öffnete elegant eine versperrte Schreibtischschublade. Eine beträchtliche Menge joints quoll heraus, sowie ein dickes Paket mit Pferderennen-Wettscheinen. „Aha, er wettet und hascht und sie …….“
Voll freudiger Erwartung eilte er in ihr Zimmer. In kürzester Zeit hatte er das schlecht versteckte Tablet gefunden und geknackt. „Mein allerliebster Ottokar“ stand da “ ich bin schon ganz schwermütig. Wie fehlen mir doch unsere Gespräche über Unbehaustheit und die Bedeutung des Strichpunkts in der romantischen Dichtung. Warum können wir uns bloß nicht treffen ? Ist es wegen Mimi? Die hat doch ohnehin jede Menge eigener Interessen. Mein Mann bemerkt sicher nichts. Du weißt doch, dass er sich, kaum dass ich aus dem Haus bin, auf seine Wetten stürzt und unser Vermögen verspielt. Aber, mein heißgeliebter Ottokar, dass ist mir doch völlig egal …..“
„Ach je, nur ein Liebhaber, wie banal“ murmelte Hupsi enttäuscht.
306 Wörter
Hupsi (heißt er Hubert?) hat keine Ahnung, was banal ist, und was tragisch – besser ist das, wie man hier oben sagt. Aber „die Bedeutung des Strichpunkts in der romantischen Dichtung“?! DAS hat Größe. Vielen Dank für diesen wertvollen Beitrag zur Personenkonstellation meiner Etüde!
Herzliche Grüße 😀
Christiane
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Ach der Hubsi giert halt nach immer Neuem 🙂
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Über „banal“ haben wir schon uns ja schon mal ausgetauscht. Abgesehen vom Hubsi fine ich, dass etwas sowohl tragisch als auch banal sein kann
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Gerade hab ich noch gelästert, dass ich verstehe, wenn man Mimis Mann meiden will…Für Hubsi banal, ich finde den Twist lustig. 😅
Grüße, Katharina
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So war er auch gemeint 🙂
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Ich finde den Hupsi ausgesprochen gruselig, schlimm genug , wenn einer einbricht und den Schmuck mitnimmt, aber einer der in mein Leben einbricht…
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Vor allem aus reinem Vergnügen. So ein richtiger Stalker aus Leidenschaft
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Ja, das hat was von femder Identität aneignen. Ich meine mal einen Tatort hierzu gesehen zu haben… aber da muss ich in meiner Denkstube reehschrschiern. 😉
Interessante Variante auf alle Fälle, und nichts ist wie es scheint.
Viele Grüße nach Vienna!
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Es gab mal den Tatort „Der Fremdwohner“ aus München. Da ging es um einen Menschen, der in Abwesenheit der Bewohner deren Wohnungen fremd bewohnte.
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Möchte man in der eigenen Wohnung nicht unbedingt haben …
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Andere machen daraus ein Geschäftsmodell. (-:
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Ah danke für den Hinweis, als Tatprt-Gucker erinnere ich mich auch ganz dunkel, das muss schon ein paar Jahre her sein. Aber ich fand schon damals den Titel sehr interessant.
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Off-topic-Frage an die Einheimische: Jemand, der aus Wien-Favoriten kommt: ein Favoriter oder Favoritner? 😉
Montagmittaggrüße
Christiane, seufzend
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Ein Favoritner Synonym für arbeiterklasse, eher sozial schwach. Fröhliches Schaffen 🤔🦖
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(Ein Krimi.) Letzteres wusste ich. Danke! 😀
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Au weiah, da kome ich nichtsahnend nachhause und merke an Winzigkeiten, da muß einer gestöbert haben.
Aber wer, wieso, warum, weswegen? Es fehlt absolut nichts.
Kein gutes Gefühl, stattdessen breitet sich Unsicherheit aus…
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Grausig ja …..
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Gefällt mir gut, sehr schön – was ganz anderes.
Grüße
Judith
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Danke schön! Den Gedanken der verschiedenen Perspektiven werde ich weiter verfolgen
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