Sonntag 10.11.19 – Kopfspuk

Nachdem die vorhandene Zeit nicht dehnbar ist, ebenso wenig wie die vorhandene Energie sich leicht aufstocken lässt, müsste ich, wollte ich Neues in mein Leben lassen anderes streichen oder vernachlässigen oder aber mein Stressniveau heftig anheben. Eine banale Feststellung, vielleicht auch eine banale Situation, aber sie beschäftigt mich in letzter Zeit und wird das wohl auch noch eine Weile tun.

Die Bedeutung der Benennung von Dingen und Ereignissen spuckt mir auch immer wieder im Kopf herum. Angefangen vom Gendern bis zur Bezeichnung von Ereignissen wie etwa die Pogromnacht am 9 und 10 November 1938. Auch Menschen, die des Antisemitismus und extremistischen Gedankenguts im allgemeinen völlig unverdächtig sind, haben dieses katastrophale Ereignis noch vor wenigen Jahren als „Reichskristallnacht“ bezeichnet. Weil das einfach das gängige Wort war, das ja auch nicht allzu oft benützt wurde und wird. Der brutale Zynismus, der in dieser Bezeichnung liegt, war den allermeisten sicher nicht bewusst. Doch man muss auf Worte achten, Worte schaffen Realität und setzen Ereignisse in Zusammenhänge, manchmal eben in die falschen, beabsichtigt oder unbeabsichtigt.

Die Politik bleibt spannend. Wird Kurz mit den Grünen Koalitionsgespräche führen oder doch nicht ? Die FPÖ, die nach wie vor laufend Skandale produziert, immer noch ein paar neue Parteigenossen mit unsäglichen Verhaltensweisen an den Tag spült, wartet im Hintergrund. Riesig müssen die Höhlen und Keller sein, aus denen diese Troglodyten hervorkriechen ….

8 Gedanken zu “Sonntag 10.11.19 – Kopfspuk

  1. Mir sind auch Worte wichtig und manche stören mich. „Gendern“ gehört dazu; das erinnert mich an „Rendern“, wovon mein Computer immer spricht, wenn er ein Video herausrücken soll, womit er vor meinem geistigen Auge die Vorstellung von einem mühsamen, zeitraubenden und vom Denken losgelösten Prozess erzeugt.
    „Kristallnacht“ haben die Autoren von Geschichtsbüchern lange voneinander abgeschrieben, wobei manchmal in der Eile, mit der man dieses lästige Kapitel erledigt hat, die Gänsefüßchen verlorengegangen sind.
    In einer Zeitgeschichte für Gymnasialoberstufen gabs die Überschrift „Das ständestaatliche Experiment“(für die Ära Dollfuß/Schuschnigg), worauf sich bei der Einschätzung eines solchen Lehrbehelfs unweigerlich die Assoziation mit „Exkrement“ einstellt.
    Und so weiter und so weiter …
    „Troglodyten“ aber gefällt mir, darum ein Däumchen nach oben! Ich würde aber für den Fall, dass am Ende doch wieder eine türkis-troglodytische Koalition herauskommt, vorsichtshalber lieber „bodenständig“ oder „heimattreu“ schreiben.

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    1. Kürzlich habe ich eine lange Debatte darüber geführt, was „heimattreu“ nun eigentlich konkret heißen soll. Unser einziges konkretes Ergebnis war, dass es für einen Stadtmenschen anders ist als für jemanden, der am Land aufgewachsen ist. Zu dieser tiefschürfenden Erkenntnis hätten wir aber die Kickl-Truppe eigentlich nicht gebraucht. Für sonst auch nix……

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      1. Heimattreue
        Wo ich mich mit der Sichel schnitt,
        dort geh ich weg nit keinen Schritt!
        Wollt’s mein mit Blut gedüngten Boden,
        Ihr Anarchisten und ihr Roden?
        Kommt’s her, ich schneid‘ euch ab die Schnürsenkel!

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