43. Station der Leseweltreise – Polen

Wieder einmal eine Strecke der Leseweltreise

Nachdem David Ben Gurion als David Grün in Polen, das damals zum russischen Reich gehörte, geboren wurde,  und aufgewachsen ist, „verrechne“ ich ihn hier unter Polen.

Diese von Tom Segev verfasste Biographie David Ben Gurions lässt sich trotz großer Detailgenauigkeit flüssig lesen. Das ist bei einer wissenschaftlich angelegten Biographie keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Es sind etwa 700 Seiten Text und  weitere  etwa 100 Seiten Anmerkungen.

Eine Biographie lässt sich nicht zusammenfassen, es sei denn man erzählte das ganze Leben der beschriebenen Person und das würde doch weit über einen Leseeindruck hinausgehen. Ich beschränke mich also darauf einige Aspekte hervorzustreichen, die mich beeindruckt haben.

Ganz besonders interessant fand ich die Geschichte der Beziehungen zwischen den im heutigen Israel ansässigen Palästinensern und den großteils eingewanderten Juden, vom Anfang der jüdischen Besiedlung unter britischer Regierung bis zur heutigen Situation, die mehr oder weniger klugen und mehr oder weniger gerechten Ansätze zu einem friedlichen Zusammenleben, die politisch hochkomplizierte Zusammenarbeit zwischen britischer Kolonialmacht, eingewanderten Juden und Palästinensern, die ebenfalls sehr schwierigen Prioritätssetzungen der zionistischen Bewegung, der Blick aus anderer Perspektive auf den zweiten Weltkrieg.

Sehr gut gefiel mir auch, dass Ben Gurion nicht auf ein Podest erhoben und mit heroischen Zügen ausgestattet wurde, sondern dass auch seine weniger bewundernswerten Eigenschaften und Handlungen im politischen und privaten Bereich beleuchtet werden. Auch so bleibt noch die Beschreibung eines Menschen, den man aus verschiedenen Gründen bewundern kann, eines Großen des 20. Jahrhunderts.

 

22 Gedanken zu “43. Station der Leseweltreise – Polen

      1. nicht wirkkllich, ich lese sehr wenig Zeitgenössisches. Im internet gibt es eine Seite „polnische Literatur“, 4 mal wurden polnische dichter mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, lese ich dort, und noch so manches mehr. Außerdem fand ich Listen mit polnischer Literatur, die ins Deutsche übertragen wurden (nach Jahren geordnet). Viellleicht inspiriert dich da was…..

        Gefällt 2 Personen

  1. Ich stecke immer noch in Japan fest, weil meine nächste Reise dorthin gehen soll.

    Aber unter „polnischer“ Literatur hätte ich, wie gkazakou auch eher einen polnischen Autoren erwartet oder zumindest ein Buch, das in Polen spielt.

    War Joseph Conrad nicht ursprünglich aus Polen? Nein, aber zumindest von polnischen Eltern stammt er ab … aber geboren war er in der heutigen Ukraine, damals russisches Kaiserreich.
    Stanisław Lem wurde mit seinen philosophisch-futurologisch angelegten Science-Fiction-Romanen zu einem der international erfolgreichsten Autoren polnischer Sprache („Die Astronauten“ 1951).

    Und hier ist ein Link zu polnischer Literatur:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Polnische_Literatur#Moderne

    Gefällt 1 Person

  2. Brauchst du noch ein Buch für Oman? Ist aber auf Englisch:
    Jokha Alhathi, Celestial Bodies

    Booker-Preis geht erstmals an arabische Schriftstellerin.

    Ein Buch, das nach Jury-Angaben Kopf und Herz gewinnt: Die omanische Autorin Jokha Alharthi hat den Man-Booker-Preis International gewonnen.

    Ob es irgendwann eine deutschsprachige Ausgabe geben wird, weiß ich nicht.

    Like

  3. Ich hab mal beim Guardian nachgefragt. Da ist ein Artikel, Tips, Links and Suggestions mit Kommentaren der internationalen Leserschaft die ganze Woche geöffnet, die Leute sind sehr belesen und so hab ich einfach mal gefragt, „for a friend“ (was normalerweise der Ausdruck ist, den man verwendet, wenn man es für sich selbst will, aber nicht traut, das zuzugeben) – und bekam diese Tipps:
    I would think Pan Tadeusz by Adam Mickiewicz or, for the truly committed, the Trilogy by Henryk Sienkiewicz (Ogniem i mieczem (With Fire and Sword), Potop (The Deluge), and Pan Wołodyjowski (in English as Fire in the Steppe or Sir Michael) – I confess I haven’t read those myself). Lalka (The Doll) by Bolesław Prus is pretty interesting – an English version is available from NYRB Classics.

    Das war die erste Antwort. Vielleicht kommen noch mehr.

    Like

          1. Vor allem, wenn man mal was anderes als deutschsprachige Literatur oder die aus dem angelsächsischen Raum lesen möchte, wird es nicht mehr so einfach.

            Ich hab da noch einen Argentinier für dich:
            Julo Cortazar. Ich hab mal bei Zweitausendeins (unserer Buchresterampe) ein Buch von ihm gekauft (weil es so billig war und ich Studentin konnte ich mir da auch Autoren raussuchen, die ich nicht kannte). Die Gewinner – ein Buch über eine höchst merkwürdige Kreuzfahrt. (Ich habe es noch nicht durch, sonst wäre ich versucht, es dir zu schicken, aber vielleicht gibt es den auch in der Bibliothek).

            Heute war eine Rezension eines koreanischen Buchs bei TLS (Tips, Links and Suggestions) – das klang auch interessant.

            Und Laos hat eine schöne Krimiserie, Dr Siri – von einem Briten geschrieben, aber spielt in Laos.

            Like

    1. Weitere Antwort,
      Olga Tokarczuk, Andrzej Stasiuk, Wioletta Greg have been discussed on TLS, Jarosław Iwaszkiewicz’s novellas are beguiling, Tadeusz Borowski’s short stories of the Holocaust cannot be offhandedly dismissed. I’ve been told that Andrzej Sapkowski is great. The novels of Bruno Schulz and Witold Gombrowicz are not the most accessible of texts, but they are masterpieces of world literature. Your friend may question the merits of Snow White and Russian Red, but Dorota Masłowska’s work is at least bound to give her a better insight into contemporary Polish fiction than the texts written by men in the 1800s.
      Vor allem Olga Tokarczuk tauchte immer wieder in den Kommentaren auf (schon seit Wochen). Das Werk, das ganz viele gelesen haben, war „Drive your plow over the bones of the dead“, oder „Der Gesang der Fledermäuse“ (brauchte ein bißchen, um herauszufinden, ob das wirklich der deutsche Titel für „Drive your plow over …“ ist).

      Gefällt 1 Person

  4. Und wenn du noch was für Mexico brauchst:

    safereturndoubtful

    I was pleasantly surprised by After The Winter by Guadalupe Nettel , which isn’t the sort of thing I usually read. It is wonderfully translated from Spanish (Nettel is Mexican) by Rosalind Harvey .
    Set chiefly in Manhattan and Paris, and concerning two characters whose lives coincidentally intersect, Nettel’s story gradually tightens it’s grip on the reader, until by midway I was totally absorbed in it, despite it being extremely sad at times.
    Claudio, in a relationship with a woman 15 years older, is from Cuba, and a lover of silence and solitude. He is conflicted, moody, at odds with the world, and not a sympathetic character.
    Cynthia has a fascination for the dead and cemeteries. She is from Mexico but studying in Paris, and struggling with loneliness and depression when she falls in love with her neighbour, Tom.
    Without any real stand-out moments, it’s a very readable and enjoyable piece of literary fiction that forms evocative images of Cuba, New York, Mexico, and especially Paris, and it’s cemeteries.

    Der letzte Satz hat mich gepackt – und es könnte sein, dass ich das irgendwann lese. Ich liebe alte Friedhöfe!

    Like

      1. Ich hab noch einen Tipp bekommen:
        Bruno Schulz. Klingt deutschsprachig, geboren in Galizien, als es noch zu Österreich-Ungarn gehörte, war die Familie aber polnischsprachig und er schrieb auch polnisch.
        Das Sanatorium zur Sanduhr.
        Die Zimtläden.
        Beides ins Deutsche übersetzt,

        Like

Hinterlasse einen Kommentar