Ich diskutiere gerne. Über Politik, über gesellschaftliche Themen, über Spiritualität, über die Unsterblichkeit der Maikäfer. Es wird mir nicht langweilig ein Thema von allen Seiten zu betrachten, mit verschiedenen Leuten zu besprechen, mehrmals und immer wieder. Ich kann hart sein im Geben und im Nehmen, mehr oder weniger subtiler Zynismus ist mir ebenso willkommen wie Geschwurbeltes.
Aber es gibt ein Thema bei dem ich still werde, bei dem ich Diskussionen vermeide und abwürge wenn es nicht anders geht, und das ist Kunst. Im Bereich der Kunst gibt es für mich viel zu schauen, zu hören, zu genießen oder zu hassen, aber wenig zu reden. Ich möchte in Farben hineinfallen, Strukturen mittanzen, beim Betrachten mancher Bilder lachen und bei anderen weinen. Ich möchte orange Liebe, grüne Leichtigkeit, graue Verzweiflung erleben und dann alles wieder wegwischen können und eine weiße Wand betrachten.
Ich habe sehr viel übrig für wohlgesetzte Worte und messerscharf logische Argumentationen, kilometerlange Schachtelsätze sind mir ganz und gar nicht zuwider und ich verwende selbst mit Vergnügen veraltete Wörter und Ausdrücke. Aber über Kunst mag ich weder referieren noch debattieren. Ich möchte meine Begeisterung für ein Bild nicht hinterfragen und nicht erklären. Es ist mir auch eher gleichgültig, was der Künstler/die Künstlerin ausdrücken wollte, mir kommt es hauptsächlich darauf an, welche Emotion oder welche Aussage bei mir ankommt. Wenn mir ein hochgerühmtes, bekanntes Werk eines prominenten Künstlers nichts sagt, habe ich auch nicht das Bedürfnis mich zu erklären oder gar zu rechtfertigen. Und wenn mich drei Striche auf einer Leinwand zu Tränen rühren, so ist die Stärke meines Mitteilungsbedürfnisses umgekehrt proportional zu meiner Emotion.
Andererseits nehme ich immer wieder an kunstgeschichtlichen Führungen teil, ich lese auch in den zahlreichen Ausstellungskatalogen, die in meinen Bücherregalen stehen. Das fällt für mich aber in den Bereich des Wissens und der Bildung und nicht in jenen der Wahrnehmung. Da ich zwar in beiden Bereichen zuhause bin, es mir aber nur sehr schwer gelingt, mich in beiden gleichzeitig aufzuhalten, schweige ich über Kunst meistens.
Das geht mir ganz genauso… ich finde mich in Deinen Worten vollkommen wieder… schöne Grüße. Birgit
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Das freut mich, dann können wir in einigem Schweigen aus schönen Tassen Tee trinken …
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😊 könnten wir.
Wir könnten aber auch verschwurbelte Schachtelsätze reden, wenn wir die Tassen als Handwerk und nicht als Kunst interpretieren…😉
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HAHA, ja genau …
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Die Kunst des Schweigens sozusagen. 😉
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Das gefällt mir – wundervoll ausgedrückt, was ich zu dem Thema denke und fühle!
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Das freut mich
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Also über Kunstgeschichte lässt es sich aber ganz gut reden, weil in ihr manchmal mehr Wissen liegt als in Geschichstbüchern. Allerdings ist das bei mir dann eher ein „Vortrag halten“, schließlich habe ich den Senf studiert. 😉 Diskutieren ob etwas Kunst ist mag ich allerdings gar nicht. Da ist man zu schnell bei Elitendenken vs Abweisen aus Desinteresse oder Unverständnis. Das kann man nicht lösen, nur akzeptieren.
Grüße, Katharina
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Ja, da bin ich ganz bei dir. Kunstgeschichte ist eh ein feines Thema.
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Es kommt drauf an. In der Schule hasste ich die „didaktische Aufbereitung“ von Literatur und Lyrik so sehr, dass ich mich weigerte, etwas zu lesen, was Unterrichtsgegenstand war. Zum Glück kannte ich das meiste vorher. Bei der Musik gefiel mir zu erfahren, wie eine Sinfonie aufgebaut ist. In der Kunst (egal ob bildend, musikalisch, literarisch) kann und will ich zwar nicht erklären, warum mich ein Werk anrührt oder kalt lässt, aber davon unabhängig interessiere ich mich für die Art, wie es gemacht wurde, für die Zeit, aus der es stammt, für den Künstler, der es schaffte etc pp. und freue mich, wenn ich mit Menschen zu tun habe, die sich auch dafür interessieren – was selten der Fall ist.
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Bedeutet das nun, du möchtest lieber keine Begründung lesen, was ich an einem Foto von dir schön finde?
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Nein, nein, ganz und gar nicht. Im Gegenteil, ich finde deine Kommentare sehr plastisch und freue mich darüber. Ich mag mich nur nicht an kopflastigen Debatten zum Thema Kunst beteiligen.
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Dann musst du mir gegebenenfalls bitte einen Schuss vor den Bug setzen (kann ich vertragen 🙂), da ich durchaus zu Verkopftheit neige und es manchmal nicht merke. Ich geb mir aber Mühe 😉
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Von Verkopftheit verstehe ich ich aus eigener Erfahrung gaaaanz viel 🙂
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Ich glaube, mir geht es so ähnlich mit der Musik.
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Du sprichst mir aus dem Herzen! Ich verzweifle manchmal fast, wenn ich Berichte über Ausstellungen in der Zeitung lese, was ich selten tue. Mir vergeht dann nämlich die Lust, mir die Ausstellung anzusehen. Ja, und „ergiebig“ sind dann unsere Diskussionen z.B. im Philosophieseminar über die Frage, was Kunst denn nun eigentlich sei, auch nicht gerade.
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So ein Philosophieseminar klingt sehr interessant!
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Ja, das ist es auch. Wir Hobby-Philosophen finden immer spannende Themen. Niemals sind wir uns einig in der Frage: Was ist Kunst? 😂 Und niemals würde ich es dort wagen, mich als Künstlerin zu betiteln! Auch wenn ich es für mich im Stillen manchmal tue. Aber das ist geheim!!!!!
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Bleibt unter uns, Pssssssst 🙂
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Gut, dass wir hier alleine sind! 😂
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Eben 😎😎
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