Alltag #2

So ganz unter uns: ich liebe Listen. Zwar schimpfe ich , wie alle meine Kollegen und völlig zu Recht, auf die überbordende Bürokratie, wenn sich diese aber in Form von zu erstellenden Listen bemerkbar macht, habe ich gar nichts dagegen. Einkaufslisten sind nett, aber die Königin unter den Listen ist doch die To-do-Liste, handschriftlich auf verschiedenfarbigem Papier oder auch im Terminkalender. Wunderbar geeignet sind dafür die Terminkalender , die bei jeder Woche eine leere Seite dabeihaben auf der man nach Lust und Laune Listen zu allem möglichen erstellen kann. Auf dem leeren Blatt kann man aber auch Zeichnen, oder Berechnungen anstellen oder sonstwas.

To-do-Listen erzeugen die Illusion der totalen Beherrschung des Alltags, ja des Lebens insgesamt. Eine einerseits sehr beruhigende andererseits aber durchaus gefährliche Illusion. Meine Listen und Aufzeichnungen sind kürzlich in ein Bullet-Journal übergeschwappt, das mir auch viel Freude macht. Praktisch an  solch selbst gefertigten Listen ist auch, dass man sie jederzeit umändern, verwerfen oder gleich entsorgen kann. Man kann sie nochmal auf einem ganz anderen Zettel schreiben, mit anderem Stift, in anderer Gestaltung. Auf meinen To-do-Listen gibt es auch viele Mindmaps, die ich gerne zum Erstellen von irgendwelchen Planungen benütze. Mindmaps sind auch was Großartiges, beim Erstellen kann man sich graphisch richtig austoben. Es macht mir sogar schon Spaß,  wenn nur die Linien nicht gerade sondern geschwungen werden, oder gepunktet oder gewellt oder durch kleine, gezeichnete Blümchen oder Monster ersetzt, die Möglichkeiten sind  nahezu unbegrenzt.

Wenn ich so eine Liste neu erstelle, schreibe ich darauf – zwecks Motivation – immer auch ein paar Dinge, die ich schon erledigt habe und daher schon  deutlich sichtbar abhaken kann, entweder mit einem farbigen Haken oder indem ich den Punkt farbig übermale oder irgendwas drauf klebe. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Das unterscheidet eine To-do-Liste auch von den langweiligen Listen mit ganz gleichartigen Unterpunkten. Tatsächlich bearbeite ich meine Listen ständig und mache dabei so etwas wie eine kreative Pause. Außer ich fotografiere Mandarinenschalen, was dem gleichen Zweck dient.

Derzeit hängen an meiner Badezimmertür fünf To-do-Listen, eine pro Klasse, die ich spätestens am Freitag abgeschlossen und übergeben haben muss. Langsam färben sich die Zettel ein, jeder in einer anderen Farbe je nachdem wie ich zu den Klassen stehe. Aber es gibt noch große Lücken, die ich heute und morgen zu schließen gedenke und daher gehe ich wieder an die Arbeit.

Bei Ulli gibt es viele andere Alltags-Texte zu lesen

 

13 Gedanken zu “Alltag #2

  1. Eine Geschichte der klugen Organisation der Alletage, die den Kopf frei halten, weil nun alles auf den Listen steht und man nur den Blick darauf werfen muss … diese To-Do-Listen gehören wohl für die meisten dazu.
    Danke für diesen Aspekt und dein Mimachen!
    Herzliche Grüße, Ulli

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  2. Was einmal in so einer Liste landet, ist dann wenigstens aus dem Kopf raus. Macht es dann doch viel leichter über andere Dinge zu sinnieren.
    Ich mag solche Listen auch. Und was wäre ich ohne meinen Kalender.

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  3. Das klingt nach großer Kreativität, die den Kopf freimacht und gleichzeitig Ordnung in die mitunter purzelnden Gedanken bringt.

    Einkaufslisten schreibe ich immer, aber To-Do-Listen nur dann, wenn mir zu viel im Kopf herumgeht und dort Chaos veranstalten möchte. Dann gehe ich auch daran, eine genau Liste oder auch mehrere zu erstellen

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  4. Oh, herrlich!
    Ich werde seit Jahren wegen meiner Listen (scherzhaft) verspottet, besonders weil gerne mal so Dinge wie „aufstehen“ oder „anziehen“ mit draufstehen – genau aus dem Grund, aus dem Du bereits erledigte Dinge draufschreibst: weil es sooooo motivierend ist, etwas durchstreichen zu können bzw sehen zu können: ein Teil ist offenbar schon erledigt weil durchgestrichen.
    Danke für ein kurzes Gefühl des nichtalleineseins *gg*

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  5. Pingback: Alltag 3 |

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