Ach, ein Huhn – ABC-Etüden

Die ABC-Etüden bei  Christiane

Es soll ein Text entstehen mit einer Länge von  maximal 300 Wörtern, in dem die 3 vorgegebenen Wörter vorkommen.

Die Art des Textes kann frei gewählt werden.

„Pfründe“  ist ja nun ein Wort, das zu einem ernsthaften Text inspiriert. Ich habe es diesmal anders gemacht, zwischen Mitternacht und ein Uhr habe ich einen höchst albernen Text geschrieben, der mir viel Freude gemacht hat

„Pfründe-Sünde-begründe“ skandierte der Abt und kicherte. Dann drapierte er schwungvoll seine Stola um den Hals, hob seinen Messkelch wie um anzustoßen und rief „mondän, exträm, bequäm“ und brach in schallendes Gelächter aus. Den letzten jungen Mönch des Klosters, der den Auftrag hatte, dem Abt überallhin zu folgen schauderte es.

Im Kapitelsaal hatten sich die verbleibenden gesunden Mönche zur Schriftenlesung und zum Gebet versammelt. Die inbrünstigen Stimmen verwoben sich ineinander und stiegen auf zu den Bögen des gotischen Saals, umschmeichelten den Schlussstein und verklangen fächerförmig. Und plötzlich erhob sich eine der schönsten Singstimmen des Chors und rief: „Pfründe-künde-verbünde“. Laut rief er und durchdringend und mit einer Stimme, die sich in unerhörte Höhen hinaufschraubte. „Mondän und souverän“ piepste die altersmüde Stimme des Konversenmeisters und der Prior versuchte sich an ein paar Tanzschritten, man hätte meinen können, dass es sich um einen Samba handelte. „Sonnenbaden“sang er  vergnügt „Sonnenbaden, Luftmatratze, Guuumikrokodil“.

Inzwischen war der Abt dem letzten jungen Mönch entkommen und nahm seinen Platz im Kapitelsaal ein. Misstrauisch beäugten ihn die anderen Mönche. „Ich werde es nicht länger zulassen“ sagte der Abt sehr bestimmt und kicherte nur ganz leise. „Kommen sie, meine Bruder“ schallte es von den Wänden „kommen Sie und seien Sie glücklich“ Er breitete die Arme aus, fast alle fassten sich an den Händen und begannen einen Rundtanz, dessen Schrittfolge jedem plötzlich völlig klar war. „Pfründe, Pfründe, Pfründe, ach ein Huhn, mondäne Blumenbeete, Kräutlein rupf“ sangen sie in perfekter Harmonie und tanzten sich bei den Händen haltend, in Schlangenlinien aus dem Kloster.

Der letzte junge Mönch und einige wenige andere starrten ihnen nach. Ein intensiver Schwefelgeruch wehte über das Kloster, den Garten und die Kirche. Es blieb aber für alle Zeiten unklar woher der Geruch kam, von den Tanzenden oder von den anderen.

291 Wörter

21 Gedanken zu “Ach, ein Huhn – ABC-Etüden

  1. Was musste ich schmunzeln.
    Solche Worte wie „Schlussstein“ liebe ich ja besonders deswegen, weil aus „SS“ ein „SSS“ geworden ist. Zuerst dachte ich, in Österreich ist das mit der ß-Regel anders, aber das war in der Schweiz. Und bei „Schluss“ kommt ja nur bei den an der alten Rechtschreibregelung hängenden ein ß am Ende.
    Zuerst dachte ich, der „Konversenmeister“ wäre ein Schreibfehler, aber ein „Konservenmeister“ macht im Kloster auch keinen Sinn. – Also belas ich mich bei Wiki – echtes Bildungsbloggen, danke.

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  2. 🙂 ich lache noch, so klasse, liebe Myriade!!!

    Es passt auch gerade besonders gut zu der Literatur, die ich gerade lese: der blaue Weg von Kenneth White, der auch hier und da zynisch bis humoristisch auf seinem Weg nach Labrador die Kirchenmänner aufs Korn nimmt (bald mehr!) …

    Konversenmeister las ich als Konservenmeister 😉
    herzliche Grüße
    Ulli

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    1. Ja, der „Konservenmeister“ ist wohl bei den meisten angekommen 🙂 So auch bei mir als ich „Funktionsträger in Klöstern“ gegoogelt habe 🙂
      Unterwegs nach Labrador klingt vielversprechend.

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  3. Ja wen wundert es, dass in den Klöstern gute Stimmung aufkam! Sie hatten genug zu essen und das Bier haben sie in der Regel selbst gebraut. Und da hiess es dann: Probieren geht über Studieren!

    Einfach herrlich, die Geschichte!

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