Banalitäten in den letzten Sommertagen

Zum Glück bieten die mongolischen Studierenden immer Abkürzungen ihrer Namen an. Ich sehe mich außerstande  Namen wie Lkhagvasuren oder Gunjnaash auszusprechen oder sie mir zu merken. Es sind lange, für Europäer fast unaussprechliche Namen. Mit Abkürzungen wie Nogi oder Migo können wir schon eher leben. Es ist eine unangenehme, irgendwie unfreundliche Situation, wenn man sein Gegenüber nicht beim Namen nennen kann. In dieser Gruppe von 22 Studierenden sind 9 aus der Mongolei. Schwierig genug wird es sein , wenn man als Mongole drei europäische Sprachen so gut wie gleichzeitig lernen muss/soll/kann.

Nette Anekdoten sammeln sich da an. Im Spanischunterricht frage ich eine mongolische Studierende, was sie denn machen würde, wenn sie den Zug versäumt und erwarte eine Antwort wie „den nächsten nehmen“ . Aber keineswegs, dann würde ich ein Pferd nehmen, sagt sie, in der Mongolei stehen auf jedem Bahnhof Pferde, für den Fall, dass jemand den Zug versäumt. Dass jemand nicht reiten kann, ist in dem Konzept offenbar nicht vorgesehen.

Und wen treffe ich auf dem Heimweg im Bio-Supermarkt? Allerdings nicht bei Obst und Gemüse sondern beim Zotter-Schoki-Regal? Unsere Schulärztin, ganz vertieft in die Betrachtung und den Vergleich von diversen Schoko-Sorten. Ich habe mich dazu gesellt und wir haben die Vorzüge und Geschmacksnuancen von vielen Sorten durchdiskutiert, vom medizinischen Standpunkt gewissermaßen.

Morgen soll der letzte wirklich heiße Tag sein. Es wird wirklich Zeit, ich habe gerade beim gießen eine aufgeblühte Rhododendrenblüte gefunden, die war eindeutig für den nächsten Frühling bestimmt.

24 Gedanken zu “Banalitäten in den letzten Sommertagen

  1. Das kenne ich, Namen, die ich weder schreiben noch aussprechen kann. Auch bei mir werden häufig Abkürzungen angeboten. Zum Glück, denn ich hasse nichts mehr, als ständig mit dem Finger auf jemanden zeigen zu müssen, wenn er sprechen darf. Die persönliche Anrede finde ich wertschätzend und möchte da auch beibehalten.
    Bei uns blüht ein Kirschlorbeerstrauch zum dritten Mal. Verrückte Welt😎😂

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    1. Jetzt habe ich nachgelesen, welchen Unterricht du gibst und kenn mich aus 🙂
      Eben, in der namentlichen Anrede liegt Wertschätzung und es ist für niemanden angenehm, wenn die Umgebung sich den Namen nicht merken kann. Gerade bei Jugendlichen schlägt das auf´s Selbstbewusstsein.

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  2. Ohne Ironie gefragt: Kannst du die mongolischen Studenten auseinander halten? Wenn man mir 10 ähnlich gewachsene und auch von der Statur her afrikanische Studenten aus dem gleichen Land zeigen würde – ich könnte sie nicht eindeutig wiedererkennen – deswegen könnte ich auch nie eine Zeugenaussage machen.
    Und wegen des Namens: deswegen habe ich dir auch „Clara“ angeboten und nicht Clarissima oder so ähnlich 🙂

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    1. Ohhh, aber Clarissima wär doch schön, mulier clarissima kommt bei Petrarca vor, oder bei Dante? weiß ich nicht mehr ……
      Das Unterscheiden von Einzelpersonen aus fernen Ländern ist wahrscheinlich eine Gewohnheitssache. Mongolen, Afrikaner diverser Herkunft sehen einander ja nicht ähnlicher als zB Europäer. Das kommt dir nur von weitem so vor. „Meine“ Mongolen sehen sich gar nicht besonders ähnlich, aber die Namen sind ein Horror !!

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        1. Ich hatte das mal mit Afrikanern, die für mein ungeübtes Auge irgendwie alle gleich aussahen, gleiches Land, gleiche Ethnie. Da habe ich dann gelernt, dass ich sehr viel „Erkennungsarbeit“ Über Haarfarbe und Frisur mache. War mir vorher gar nicht so bewusst.
          Liebe Grüße
          Christiane

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          1. Danke liebe Christiane, dass du mir sagst, dass es anderen auch noch so wie mir geht. Frisur kann ich mir ja noch vorstellen, aber die Haarfarbe ist doch bei den meisten dunkel bis schwarz, das hilft doch nicht unbedingt weiter, oder? Beim näheren Kennenlernen könnte ich sie dann auch unterscheiden, spätestens an der Stimme.

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            1. Ja, eben, das meinte ich ja. Haarfarbe (in meinem Fall damals): schwarz. Frisur: de facto sehr ähnlich (Männer, auch afrikanische Männer haben Einheitsfrisuren), Hautfarbe: sehr ähnlich, jedenfalls für ein ungeübtes Auge, was meines damals war. Das Erkennen, speziell von Weitem, war damals für mich eine Katastrophe. Okay, man lernt, aber aller Anfang war verdammt schwer. Ich vermute, dass sich das Problem heutzutage bei mir wiederholen würde; aber ich finde es interessant, nach welchen Kriterien man sich etwas merkt.

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            2. Und an der Art. Lebhaft, ruhig, viel oder wenig Körpersprache, die Bewegungen überhaupt. Wenn ich da drüber nachdenke, fallen mir eine Menge Dinge ein, die mir gar nicht so bewusst waren.
              Von weitem erkenne ich soundso niemanden, weil meine Brillen immer zuhause in der Lade ruhen 🙂

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              1. Ich meinte das aber wirklich viel allgemeiner. Ich soll bei der Kripo eine Aussage machen und mir werden 10 Männer vorgestellt, weil einer ein Vergehen begangen hat. Und ich habe ihn nur flüchtig und von etwas weiter weg gesehen. Da könnte ich nicht einen einzigen unterscheiden

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          2. Ja, das tun wir ja alle. Wer? – die kleine Blonde, die Frau mit den roten Haaren , der Mann mit der Glatze etc.
            Ich habe bei der Unterscheidung von Personen weniger Probleme als bei der Zuordnung zu einem Namen. Jemand steht vor mir und ich weiß genau, das ist die, die immer zu spät kommt und so eine schöne Aussprache hat und gerne schwimmen geht, aber ob die X oder Y heißt??? Für den Schulbetrieb ist das wirklich ein Problem…

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            1. Genau. Nur damals war mir das (noch) nicht klar und ein echtes Aha-Erlebnis.
              Könnte übrigens sein, dass es mir ähnlich geht wie dir, ich weiß, dass ich die Leute kenne, und wenn ich den Namen auf einer Liste etc. lese, kommt er mir bekannt vor, aber ich bekomme Namen und Bild nicht zusammen. Das ist zum Beispiel bei Schauspielern oder Sängern echt peinlich und passiert mir häufiger, als mir lieb ist, und das schon ziemlich lange … 😉

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  3. Myriade, ich freue mich immer sehr an der liebevollen Betrachtung deiner Studierenden.
    Gern immer mal wieder!
    Zum Verwechseln „fremd“ aussehender Menschen habe ich eine nette Anekdote. Ich wohnte ein paar Jahre in einer kleinen, recht einheitlich mitteleuropäisch bewohnten Straße. eine madegassische Familie wohnte da auch.. irgendwannn gestand mir die Frau, ihr sei es so peinlich, sie werde dauernd gegrüßt und wisse nie so recht wer das sei, weil Weiße ja alle gleich aussehen würden.
    Sie fand es sehr amüsant, dass es mir mit Schwarzen so ging.

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