Herbstlicher Neustart der ABC-Etüden bei Christiane
Langsam wurde sein Galgenhumor immer mühsamer. Mit der Miete war er im Rückstand, der Kühlschrank füllte sich nur, wenn sein treuer Freund Rudi vorbeikam. Seine materielle Situation war eine einzige Katastrophe. Wie soll man von Kunst leben, dachte er und schaute freudlos auf sein in Arbeit befindliches Bild. Seine Bilder waren technisch gekonnt ausgeführt, sorgfältig recherchiert nur leider, sie interessierten niemanden. Wäre da nicht der unermüdliche Rudi, der kürzlich jemanden aufgetrieben hatte, der sein Bild „Schopenhauer nachdenklich in seinem Garten“ gekauft hatte, wäre die Lage völlig aussichtslos geworden. Zu einem lächerlichen Preis hatte er das Bild verkauft, wenn er allein die Zeit berechnete für monatelange Studien von Portraits Schopenhauers und das Finden von Pflanzen, die er als symbolisch für dessen Philosophie erachtete und schließlich die akribische Darstellung. Immerhin waren die Materialkosten gedeckt und die Miete bezahlt. So konnte es aber nicht weitergehen.
Drei Jahre später.
Am Donnerstag müssen wir die Bilder hängen, sagte Rudi fröhlich und ich habe ein Angebot von einem neuen Galeristen. Ich muss noch seine Gewinnbeteiligung herunterhandeln, aber die Galerie ist super gelegen, hat eine Menge Stammkunden und ein Bilderverleihangebot, von dem Ministerien und Banken regelmäßig Gebrauch machen. Eine Goldgrube! Kein Problem bis Donnerstag sind sie trocken, sagte der Maler und lächelte entspannt. Vor ihm standen sieben ungrundierte Leinwände. Wie haben wir die neue Serie doch gleich genannt, fragte er. Sonnenuntergang über Tahiti antwortete Rudi. Wir können aber auch Instagramliebe nehmen, wenn dir das lieber ist. Das ist mir völlig egal, sagte der Maler. Ich nehme jetzt zur Abwechslung orange und er verteilte mit einer eleganten Drehung des Handgelenks orange Farbe willkürlich über die Leinwände.
Dann war er dieser stupiden Geldbeschaffungsaktionen müde und wollte nicht mehr Zeit darauf verschwenden. Schließlich wartete in seinem großzügigen Atelier „Platon nach dem Bankett“, an dem er seit Monaten konzentriert arbeitete.
🙂 Tolle Themen hat der Typ! Vielleicht sollte ich auch mal „Platon nach dem Bankett“ als Legearbeit machen? (Es war natürlich tatsächlich Sokrates, wenn das Symposion gemeint ist)
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Ich meine Das Bankett oder Gastmahl oder Symposion, Platons Dialoge.
Als Thema für eine Legearbeit sicherlich sehr geeignet 🙂
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Ja, das meine ich auch. Platon beschreibt es, war aber selbst nicht dabei. Er benutzt einen interessanten Trick – eine Rahmenhandlung: zwei Männer gehen auf dem Weg zwischen Piräus und Athen, der eine möchte wissen, was bei dem berühmten Gastmahl gesagt wurde, das vor etlichen Jahren im Hause des Agathon stattfand. Agathon, ein junger Tragödiendichter, hatte bei einem Wettstreit gewonnen und wollte das gebührend feiern…. Der Angesprochene (Apollodoros, Schüler des Sokrates, der damals noch ein Kind war) erwidert, er sei ja leider auch nicht dabei gewesen, aber der Aristodemos, der dabei war, habe ihm davon erzählt. Und so erfahren wir also über drei Ecken, was die Versammelten taten und sagten. Einer der Geladenen war Sokrates, ein anderer Aristophanes (der den Mythos über den Kugelmenschen erzählt, der sich geteilt habe und seither immer die eine Hälfte die andere suche), ferne Phaidros, Pausanias und noch ein paar. alle halten nacheinander Reden über den Eros. Sokrates ist der letzte Redner.
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Stoff für viele Legearbeiten auf die man sich freuen kann
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Ein „symposion“ schmückt ja die Kopfleiste meines Blogs. es ist eine Anspielung auch auf das Abendmahl von Leonardo 😉
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ach, liebe Myriade, was du gerade für ein Fass aufmachst!
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Da ist viel Schlamm drinnen in dem Fass und auch ein paar Diamanten ……
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Genau. Schlamm. Und ich befürchte, sehr realistischer Schlamm. Aber ist es so einfach, der Ausweg? Ein verdammt weites Feld, das du da beackerst, prima.
Liebe Grüße
Christiane
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Tja, Auswege …….
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da hat man viel zu lesen, möge die Woche eine gute Woche für uns werden ohne Stress und Sorgen.
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