ABC-Etüden – die perfekte Ballnacht

Die ABC-Etüden bei Christiane.

3 vorgegebene Wörter in 10 Sätze verpackt

Nach 5 Jahren Wien war es nun soweit: Zuckerbäckerball oder Wäschermädlball lautete das Ultimatum, diesmal gab es kein Entkommen. Das muss sein, hatte Erika gesagt. Seit Tagen hatte Hugo beklemmende Albträume, die immer in einer Szene mit Damenwahl gipfelten, wie er von einer Frau auf die Tanzfläche geschleppt wurde und sein beschämendes Nichttänzertum herauskam. Alles Walzer und Krönchen und Knickse und Cotillons geisterten durch seine Gedanken.

Der Tag X: sein Outfit war perfekt, für Unterhaltungen war es ohnehin zu laut, einen formvollendeten Handkuss traute er sich nicht zu, deswegen arbeitete er mit Kusshänden. Das kam originell, naja zumindest bei einigen und allen konnte man es ja bekanntlich nicht recht machen. Polka? Oh Gott, was war denn das schon wieder, und Damenspenden und Ordensanstecker, jeden Moment musste der Kaiser Franz Josef samt Sissi irgendwo auftauchen und den ratlosen Hugo erwartungsvoll ansehen. Er hielt bis 2h früh durch, dann war er mit den Nerven am Ende. Seltsam fand er, dass Erika irgendwie erleichtert wirkte als sie gemeinsam den Ausgang anpeilten.

26 Gedanken zu “ABC-Etüden – die perfekte Ballnacht

  1. Aha, also bin ich nicht die einzige, die bei „Kusshand“ beim Tanzen landet. Und ja, irgendwie kann ich Erika auch verstehen, wenn sie am Ende etwas erleichtert ist 😉

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  2. Das ist für mich wirklich eine andere Welt. Und, wenn ich ehrlich bin, außer in Filmen brauche ich das auch nicht. Von daher kann ich deinen Protagonisten gut verstehen.
    Liebe Grüße
    Christiane

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              1. Meine Jugendfreundin war so, dass – ich weiß gar nicht, was genau – diese Gesellschaft, diese Strahlkraft, die von prächtigen Bällen ausgeht, sie immer fasziniert hat, auch und vermutlich zuerst in der Literatur. Über Facebook habe ich dann (letztes Jahr?) erfahren, dass sie in Wien seien und im Begriff, auf einen Ball zu gehen, mit Bildern von Kleid etc.
                Manche Träume sterben nie, und fairerweise muss ich sagen, dass ich nicht weiß, ob es ihr erster Ball war … 😉
                Ich bin einfach anders, eine Feststellung, nicht mal unbedingt als eine Wertung gemeint.
                Liebe Grüße
                Christiane

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  3. Hach, es gibt mittlerweile schon Bälle auf die ich gerne auch heute weit jenseits der 20 noch ginge, liebe Myriade. „Diversity Ball“ z.B. und ich glaube, dass zumindest ab einer gewissen Gesellschaftsschicht ein Ball dazu gehört. Gesellschaftstanz hat aber etwas, mit dem/der richtigen Tanzpartner/in. Es soll ja Menschen geben, die sich in ihrer Jugend ohne Eintrittskarte auf Bälle geschummelt haben. 😀 ….. Taten, die irgendwann als Oma den Enkeln erzählt werden können. Oder auf Blogs offenbart. 😉 ….. Sorry, das musste jetzt raus.
    Alles Liebe
    „Benita“

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    1. Der Life Ball würde mich auch reizen, doch doch, durchaus, aber mein Partner ist auch kein Tänzer und tanzende Freunde habe ich zwar, aber die sind für diese Zwecke Jahre vorher ausgebucht 🙂 🙂
      Ohne Eintrittskarte ? Nett, gewissermaßen „schwarztanzen“

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  4. Ich mag Kusshände auch lieber als Handküsse. Eine schöne kleine Ball-Impression. Mein aufrichtiges Kompliment. Küss die … äh …
    Viele liebe Grüße
    Christa

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      1. Ich mag das, und ich lese immer wieder gerne Romane, deren Handlung in Wien spielt (gerade kürzlich „Donnerstags bei Kanakis“ von Elisabeth de Waal).

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          1. Ja, und auch von Orten, die man nicht kennt oder nur dunkel in Erinnerung hat. In Wien war ich als junges Mädchen mal gewesen, und jetzt traue ich mich nicht mehr hin, weil ich fürchte, enttäuscht zu sein, weil nicht mehr fände, was ich gerne wiedersehen würde. Da lese ich dann halt lieber und kann mir nicht nur den Ort, sondern auch die Zeit aussuchen.

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