Achtsamkeit in der Fotografie

Der Begriff „Achtsamkeit“ bedeutet in diesem Zusammenhang „achtsame Wahrnehmung“ oder auch „direkte Wahrnehmung“. Damit ist gemeint, dass man das, was man wahrnimmt nicht interpretiert, oder so wenig wie möglich. Es ist der Versuch, die Welt direkt auf uns wirken zu lassen, ohne Filter. Mögliche Filter sind die persönlichen und allgemeinen Vorstellungen und Vorurteile, ideologische Ausrichtungen, Moralvorstellungen und, und, und …….. Eine Wahrnehmung wäre dann nicht schön, häßlich, gut, böse oder was auch immer, sondern einfach ein nicht näher definierter, starker Eindruck.

Momente der direkten Wahrnehmung sind sehr intensiv. Ein Eindruck ploppt auf und Sekundenbruchteile lang, ist alles andere verschwunden. Diesen Eindruck dann möglichst authentisch in einem Foto festzuhalten, macht viel Freude. Daraus werden Fotos, an die man sich erinnert. Von meinen Fotos, die aus einer solchen Wahrnehmung entstanden sind, weiß ich auch noch Jahre später, wie und wo ich sie gemacht habe.

 

16 Gedanken zu “Achtsamkeit in der Fotografie

  1. Dass Sie sich noch „Jahre später erinnern, wie und wo“ sie bestimmte Aufnahmen gemacht haben – liegt das an den Sujets / Motiven oder an einer bestimmten Lebenssituation, in der Sie sich damals befunden haben?

    Dass wir Wahrnehmungen filtern, liegt im Bereich des Menschseins. Insofern stimme ich spontan nicht zu, dass man sozusagen filterfrei wahrnehmen könne. Die Frage ist, inwieweit unser Bewusstsein unsere Wahrnehmungen im Griff hat.
    Durch das heutige Dasein, und hier besonders durch Konsum und das Konsumverhalten werden unsere Wahrnehmungen zunehmend vom Unterbewusstsein umschleiert.
    Wahrnehmung an sich, als Prozess ist wertfrei und dahingehend weder gut noch schlecht. Wahrnehmung findet statt und ist.

    Ihre präsentierten Fotografien gefallen mir.

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    1. „Wahrnehmung an sich, als Prozess ist wertfrei und dahingehend weder gut noch schlecht. Wahrnehmung findet statt und ist.“
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      Eben, eben, genauso sehe ich das auch. Man kann nicht völlig filterfrei wahrnehmen, da stimme ich ihnen schon zu, weil unser Geist ein riesiger Filter ist Man kann aber das Ausmaß trainieren. Ob ich einen Baum als Baum wahrnehme mit allem, was für mich das Konzept „Baum“ ausmacht oder ob ich einfach die Linien vor dem Hintergrund wahrnehme, ist schon ein Unterschied.
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      Warum ich mir bei solchen Fotos genau merke wo und wann ich sie gemacht habe, könnte ich nicht restlos erklären. Ich denke es liegt an der Intensität des Eindrucks selbst und nicht so sehr am Foto.
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      Ich sehe auch bei Ihren Fotos immer welche, bei denen ich mir denke, dass das Motive sind, die sie „angesprungen“ haben.

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      1. Die Photographien, die ich präsentiere, haben mich alle irgendwie „angesprungen“. Manche eventuell etwas heftiger als andere, das mag durchaus sein.
        Das Anspringen, um bei diesem Begriff zu bleiben, ist jedoch lediglich die eine Seite der Medaille. Die Frage ist doch, wie ich diesem Ansprung, dieser Herausforderung des Sujets gerecht werde. Und da kommt neben der Seite des Bewusstseins dann noch die technische Kompnente mit in den gestalterischen Prozess.

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        1. Das ist aber nett. Da haben Sie hervorragend gefunden! Ja Miksang ist die Basis für meine Fotografiererei wenn ich auch nicht ganz orthodox bin. Ich habe wohl Vorlieben und lege auch Wert auf ein einigermaßen gelungenes Foto.Aber prinzipiell ist die kontemplative Fotografie eine faszinierende Sache 🌺

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  2. Liebe Myriade, die Fotos gefallen mir, besonders das mit den zwei so unerwartet auftauchenden Köpfen. was mich wundert ist, dass es dich wundert festzustellen, dass du dich an den Aufnahmemoment erinnerst. Ich meine, mich immer daran zu erinnern, sobald ich das Photo sehe.
    Direkte Sehen – ich weiß nicht, ob ich verstehe, was du meinst. Vielleicht dies plötzliche klare Wahrnehmen des Lebens rundum? aber wenn du die Kamera liftest, ist dies pure lustvolle Sehen ja schon weg. Du machst ein Bild von der Welt. Und schon läuft der ganze Assoziations- und Vergleichszirkus auf vollen Touren.

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    1. Ich meine nicht, dass ich mich nur an den Ort erinnere, sondern an die mit diesem Bild verbundene Emotion. Wenn ich irgendein Denkmal ablichte nur weil es halt da steht und berühmt ist, dann ist das nicht dasselbe wie wenn ich den Schwung eines Baumzweigs fotografiere, der mir ins Auge gesprungen ist wegen seiner Form, Farbe ……
      Das direkte Wahrnehmen ist natürlich eine Idealvorstellung, der man sich mehr oder weniger annähern kann. Als Definition kann man sagen, dass man etwas direkt wahrnimmt, wenn möglichst wenig Konzept zwischen dem Bild und dem Betrachter ist. Also im Idealfall nehme ich eine unbenannte Struktur wahr und nicht einen Baum, ein Haus, einen Apfel ……
      Du hast schon recht, dass die intensive Wahrnehmung in dem Moment, in dem man die Kamera zückt eigentlich schon vorbei ist. Das Fotografieren direkter Wahrnehmung ist nur eine Hilfskonstruktion. Tatsächlich handelt es sich um eine meditative Übung. Das Foto ist immer nur ein Versuch dieses Erleben mit anderen zu teilen. Das funktioniert auch oft sehr gut, wenn man diese Art des Fotografierens als Gruppe betreibt.

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