Ob wohl Kafka dieses Magistrat auch kannte ?

Heute war ich auf dem Magistrat um meinen Pass zu verlängern. Auch eine Welt für sich. Die Gänge auf denen hunderte Leute auf die Erledigung irgendwelcher administrativer Vorgänge warten könnten, waren leer. Ich dachte schon ich wäre die allereinzige, die so etwas noch persönlich erledigt und nicht über die Bürgerkarte oder sonstwie elektronisch. Aber nein, da stand groß und deutlich, dass man für die Passverlängerung persönlich erscheinen muss.

Nun gut, obwohl ich ganz allein war, zog ich also eine Nummer und studierte den Bildschirm über den man aufgerufen wird. Da standen 8 Nummern; meine nicht. Ich dachte also, dass offenbar die Leute mit den anderen Nummern in irgendeinem Büro drin sind und ihre Anliegen bearbeitet werden. Ich wartete. 10 Minuten vergingen. Das Ambiente war leicht gespenstisch, niemand zu sehen, niemand kam aus einer Bürotür heraus, niemand ging hinein. Dann wurde es mir zu blöd und ich ging in das Büro hinein, in dem die Bearbeitung von Passanträgen stattfinden sollte. Ja, und was soll ich sagen: ein Riesenbüro mit drei Schaltern und hinter jedem Schalter sass ein unbeschäftigter Mensch. Auf meine Frage, ob ich hier richtig sei um meinen Pass zu verlängern sagte der erste gar nichts, der zweite „äh….“ und die dritte machte den strategischen Fehler „ja“ zu sagen. Daraufhin setzte ich mich zu ihr und meinte, dass ich offensichtlich an der Reihe sei, weil ja außer mir niemand warte. Sie nahm das unwillig aber doch zur Kenntnis.

Kann man den bienenfleißigen Magistratsbeamten unterstellen, dass sie irgendwelche Nummern auf den Bildschirmen stehen lassen, damit niemand reinkommt ? Als ich fertig war, sah ich meine Nummer als vorletzte auf dem Bildschirm, die sechs anderen Nummern gehörten zu nach wie vor nicht anwesenden Personen …… Was soll´s, letztlich hat die Sache knappe 15 Minuten gedauert. Das muss man auch schätzen.

Ein äußerst unangenehmes Gefühl war es Fingerabdrücke zu liefern, von beiden Zeigefingern. Wenigstens kann/darf/muss man die Fotos selbst mitbringen und wird nicht mit einer Nummerntafel von vorne und im Profil abfotografiert.

15 Gedanken zu “Ob wohl Kafka dieses Magistrat auch kannte ?

  1. Hauptschulblues ging letzte Woche im Kreisverwaltungsreferat auch nach einigem Warten hinein, obwohl es hieß, mam werde aufgerufen. Die bearbeitende Dame war beim Plausch im Nebenzimmer, kam freundlich und alles war schnell vorbei.

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  2. Vielleicht haben die bei uns das deshalb in ein Großraumbüro umgewandelt?
    Die Beschäftigten dort wirken alle ausgelastet.
    Nach dem Einzug meines jüngsten Pflegekindes haben wir den Laden fast zum Zusammenbrechen gebracht. Ich wollte den Kleinen bei uns anmelden, dafür hätte man ihn aber woanders abmelden müssen, nur hatte ihn in seinem bisherigen Leben niemand nirgendwo angemeldet,was dem Computer aber auch schonend nicht beizubringen war. Schließlich scharrten sich alle anwesenden Beamten um diesen Computer, beratschlagten, telefonierten, versuchten dies, versuchten jenes, das Baby schrie wie am Spieß und die wachsende Menge der W hätte uns vermutlich gern zum Mond geschossen.

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  3. Ach das war bestimmt ganz anders…alle dies Nummern vor dir waren gezogen worden von überlasteten Menschen, die in der erwarteten Wartezeit kurz noch was erledigen wollten…ungeduldigst warteten die Damen und Herren im Bpro nun auf ihre aufgerufene Kundschaft….oder nicht?😎

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