Zwangsbeglückung und Aggression

Ein wunderbares Beispiel dafür, wie die Aktionen von Zwangsbeglückern und Menschen mit Helfersyndrom zu heftigen Aggressionen führen können, fand kürzlich in unserer Lehrerküche statt.

Wir haben zwischen den Unterrichtsstunden nur 5 Minuten Pause und das reicht in einem weitläufigen Gebäude gerade um von einem Klassenzimmer ins nächste zu kommen. Wer aufs Klo gehen möchte und in derselben Pause vielleicht auch noch das Bedürfnis hätte, etwas zu essen oder zu trinken, muss sich da für eines von beiden entscheiden. Dennoch gibt es Kolleginnen und Kollegen, die in Pausen Kaffee trinken. Das macht ohnehin eine gewisse Dehnung der Pause erforderlich, fürs Abwaschen oder auch nur in den Geschirrspüler Stellen der Häferl (=Tassen) bleibt definitiv keine Zeit. Daraus folgt, dass es in der Küche immer Berge von schmutzigen Häferln, Löffel und Tellern gibt. Sieht nicht besonders gut aus, aber es hat ohnehin niemand Zeit das Chaos zu betrachten.

Soweit also eigentlich alles im grünen Bereich, gäbe es da nicht die Kollegin B., die wandelnde Zwangsbeglückerin.  Sie rettet uns alle, sie kommt sogar an ihrem freien Tag um ungebetenerweise das Geschirr zu waschen, den Kühlschrank zu putzen und was sonst immer noch anfällt. Dabei murmelt sie laut vor sich hin, in welchem Zustand die Welt im allgemeinen und unsere Küche im Besonderen ohne sie wäre und wie man nur so schlampig, schmutzig, unordentlich sein kann, und wo wir alle ohne sie wären, im Dreck erstickt, unter schmutzigen Kaffeehäferln begraben usw usf. Die ohnehin viel zu kurzen Pausen wurden immer unentspannter und das moralintriefende Gemurmel immer lauter.

Bis kürzlich dem Kollegen L. der Kragen platzte. Er sprang auf, eilte in Richtung Spülbecken und Kollegin B. Wir waren alle erwartungsvoll erstarrt. Ob er womöglich … ? Nein, das wollten wir denn doch nicht ! Obwohl, wenn damit die unerträgliche Situation beendet würde ….. Kollege L wurde aber nicht handgreiflich (ein Jurist, man stelle sich vor !) Er pflanzte sich vor B auf und schrie sie an „Wehe, du greifst noch ein einziges Mal mein verdrecktes Kaffeehäferl an, das ich in beispielsloser Schlamperei nicht selbst abwasche !!! “ Alle anderen Anwesenden schienen im Geiste mitzuschreien. Es war wunderbar befreiend !

Natürlich ist Kollegin B zutiefst beleidigt und gekränkt und vom Undank der Welt noch überzeugter als zuvor. Es war sicher nicht das erste Mal, dass ihr Ähnliches passiert ist. Aber ist sie nicht selbst schuld ? Müssen sich hundert Leute von einer Person tyrannisieren lassen damit diese ihr Selbstbild als Retterin der Menschheit befüttern kann ?

34 Gedanken zu “Zwangsbeglückung und Aggression

    1. Ich fürchte dazu wird sich niemand aufraffen können. Die Frau ist sooooo nervig und sollte man sich für etwas bedanken, was man nicht haben will ? Dadurch würde sie zu weiterer Übergriffigkeit noch ermuntert.

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  1. Ich hab für solche Zwangsbeglücker normalerweise das Konzept:

    Wollen Hexen dich bedienen / mit Kakao und Apfelsinen / Lass sie doch, es macht sie froh / Hexen sind ja gar nicht so.

    Ich würde ihr also gnädig erlauben, meinen Dreck wegzumachen, aber unter der Voraussetzung, dass sie aufhört zu murmeln. Wenn sie dennoch murmelt, entziehe ich ihr dies Privileg. LG

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    1. Ganz genau so würde ich es auch machen wollen, wenn ich ruhig bleiben würde. So: „Du kannst dir gern Punkte für den Himmel mit unserem dreckigen Geschirr verdienen, aber bitte halt den Mund dabei, da gibt es noch mehr Punkte!“

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  2. Es liest sich schon so richtig erlösend, wenn du über den Kollegen schreibst, dem endlich mal der Kragen geplatzt. Stellvertretend für euch alle.

    Mir wäre dieser wandelnde Vorwurf auf zwei Beinen auch ein Dorn im Auge. Ich würde mir das auch nicht lange anhören. Oder eben gezielt weg hören. Bekommt scheinbar in ihrem Leben außerhalb der Schule keine Anerkennung. Ne arme Socke, eigentlich. Aber wer weiß was dahinter steckt?

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  3. macht durch hilfeleistung, ja. entweder man gibt (was auch immer: geld, geschenke, hilfe, zuwendung, liebe, trost …) frei (also: nicht mit dankbarkeits- und anderen erwartungen verknüpft) oder gar nicht. naja, das ist etwas ruppig und verkürzt gesagt … aber so zwangsbeglückerInnen haben was vampyrisches an sich, scheint mir …

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  4. Diese Geschichte ist ein Versuch der Rechtfertigung eigenen Versagens . Sie grenzt eine Person negativ aus, die darin eine positive Rolle spielt. Im Gegensatz zu allen anderen, versucht sie den Alltag lebenswert zu gestalten. Ihre verzweifelten Ausrufe der Enttäuschung sind Bild der Ich-Gesellschaft.

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    1. Wieso spielt jemand, der allen anderen seine Meinung und seine Vorstellungen aufzwingen möchte und obendrein noch alle anderen ständig beleidigt eine positive Rolle ?
      Egoismus ja Anmaßung ist es, anderen die eigenen Vorstellungen als die einzig richtigen überstülpen zu wollen. Wenn jemand enttäuscht oder gar verzweifelt darüber ist, dass die Kollegen diese diktatorischen Ansätze ablehnen, muss er/sie an sich selbst arbeiten, nicht an den anderen.
      Ob der Alltag lebenswerter ist, wenn man etwas Entspannung zwischen den Unterrichtsstunden bekommt, oder wenn das Geschirr jederzeit sauber ist, ist eben Ansichtssache !

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        1. Ja, es ist schon wahr, dass das Leben ein Geben und Nehmen ist. Und natürlich wäre es eine unmögliche Verhaltensweise jemanden, der einem einen Gefallen tut anzuschreiben . ABER es muss auf freiwilliger Basis funktionieren und nicht mit Beschimpfungen und Diktatur. So wie die Kollegin das macht, empfindet es niemand als Freundlichkeit, sondern als Anmaßung

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            1. Ich bin ja keine Psychologin und wenn man bedenkt, dass die Kollegin ihre gesamte Familie und ihr gesamtes Umfeld inklusive hunderte Schüler auch in dieser Form behandelt, fürchte ich, dass es da schon eine massive Form der psychologischen Therapie brauchen würde, um ihr die tatsächlichen Ergebnisse ihrer Handlungen bewusst zu machen.

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                    1. Mit tut die Frau auch Leid, aber wenn jemand die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung nicht sehen will oder kann ….. Was sollen die Berufskollegen da machen außer Selbstschutzmaßnahmen ?

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                    2. Ich wundere mich gerade, liebe Arabella, warum du dich so verbeißt. Es kann doch nicht sein, dass dir in deinem Leben noch niemand untergekommen ist, der durch sein unangemessenes Verhalten seine Umgebung gegen sich aufbringt und Kompromiss- und Versöhnungsvorschläge nicht zur Kenntnis nimmt, weil er ja die Wahrheit und die Weisheit für sich gepachtet hat, auch wenn der Rest der Welt anderer Meinung ist.

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  5. Herrliche Geschichte! Solche Leute gibt es überall und es ist ihnen schwer beizukommen, denn sie wollen ja „nur nett“ sein…Dass das unendlich nervt, verstehen Sie nicht…..;-)

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  6. oh wie unerträglich solche menschen sind. unaufgefordert irgendwas erledigen und dafür den dank der welt zu erwarten. gut, dass endlich mal einer etwas gesagt hat.

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      1. naja, rüde war sie ja auch die ganze zeit. aber vielleicht sollte dennoch irgendwann jemand mit ihr das gespräch suchen und ihr sagen, dass das so für niemanden passt…

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        1. Ach, das ist ja das Tragische. Ein paar gute Seelen versuchen das ohnehin seit Jahren. Sie kracht ja auch ständig mit Schülern zusammen, ist aber völlig beratungsresistent und hat ein wirklich massives Helfersyndrom ….

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