Menschenfresser

… lautet der Titel eines Artikels über Hans Fallada. Ein Schriftsteller von dem ich gerade einmal irgendwann den Namen gehört hatte. Offenbar kein besonders bewundernswerter Mensch:

„Falladas Lebenslauf ist auch eine Geschichte über Feigheit, Eigennutz, Mitläufertum. Sein Landgut Carwitz war an Feiertagen mit Hakenkreuz-Bannern beflaggt, seine Geschäftskorrespondenz  zeichnete er mit „Heil Hitler“. Als Sonderführer des Reichsarbeitsdienstes beschwor Fallada 1943 auf seinen drei Reisen durch Frankreich seine Briefpartner: „Glauben Sie mir: wir verteidigen wirklich die Kultur der Welt gegen die Unkultur, gegen das Chaos.“

Der Autor selbst verstand sich zeitlebens als unpolitisch.

Der Titel des Artikels „Menschenfresser“ stammt aus einer Passage aus Falladas Gefängnistagebuch „In meinem fremden Land“

„Ich habe all mein Lebtag Menschen gefressen, ich habe sie mit ihren Bewegungen, Redensarten, Gefühlen in meinem Hirn notiert. (…) Nichts hat mich je so interessiert wie die Erkenntnis, warum Menschen so handeln wie sie handeln“

Eigentlich hat mich an dem Artikel aber die Einleitung interessiert, genauer gesagt ein Satz:

„Wolfgang Paterno über den deutschen Bestsellerautor, der eisern der größte Feind seines eigenen Lebens war“

Wie ist man der größte Feind seines eigenen Lebens ? Wie wäre man dessen größter Freund oder Freundin ? Wie sehen da die Übergangsschritte aus ? Liegt es in der  Natur, im Charakter, in der Lebensweise eines Menschen sein größter Feind zu sein ? Kann man die Freundlichkeit zu sich selbst lernen ?

Fragen, die auch angesichts der weltpolitischen Lage nicht bedeutungslos sind ……

Zitiert aus:

Profil 4 – 23. Jänner 2017 ; Wolfgang Paterno „Menschenfresser“

 

21 Gedanken zu “Menschenfresser

        1. Ich habe noch nie was von ihm gelesen. Nachdem er unter dem Naziregime nicht nur ein vielbejubelter Autor war sondern auch offizielle, politische Funktionen übernommen hatte, war mein Interesse auch gering. Aber vielleicht habe ich etwas versäumt …

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          1. Ich schliesse mich -nandalya- Vermutung an.

            Ich habe gerade einen sehr langen Artikel in schwedisch über Hans Fallade gelesen.
            da wird anders über Fallade geschrieben…

            Zitat:
            „Kurz vor dem Umzug wurde seine Wohnung von der SA durchsucht , später bekommt er einen Brief vom Ministerium für Propaganda, dass sein schwedischer Verlag Bonnier (Verleger Jüdische Familie!) – der (Verlag) sich mit ”anti-deutsche Agitation“ beschäftigen würde.

            Für eine Zeit, wird Fallade ,als „unerwünschter Schriftsteller“, erklärt was bedeutet, dass er nicht im Ausland veröffentlicht werden kann – . Der Ton wird manchmal direkt bedroht. Die Die Zeitung Volksgesundheit, Nazi-medizinische Zeitschrift, schreibt: „Wir können nicht dulden, dass jemand, den wir großzügig ermöglichen, weiterhin seinen Lebensunterhalt in Deutschland zu verdienen, unseren Aufbau der deutschen Nation zerstört. Herr Fallada sollte für die Zukunft dies beachten. “

            Die übersetzung ins deutsche vom schwedschen von mir ist ein wenig holbrig, aber sagt doch ganz gut aus)

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    1. Das freut mich 🙂 Doch, ich glaube schon, dass man sie lernen kann. Manchen Menschen wird es wahrscheinlich leichter fallen als anderen aber im Prinzip denke ich, dass man eine freundlicher Haltung zu sich selbst lernen kann. Liebe Grüße zurück

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      1. Fein. In der DDR war das, glaube ich mich zu erinnern, Schulliteratur.
        Nun hast du in dem Staat eventuell RAF-Terroristen versteckt gefunden, Nazis wären nie, anders als in der damaligen BRD untergekommen.

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        1. Wenn du aber bedenkst, wieviele begeisterte Nazis, laue Nazis und Mitläufer es in Deutschland gegeben hat, so ist es doch völlig unmöglich, dass kein einziger dieser Menschen in der DDR gelandet wäre

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  1. Ohne den Artikel und Autor zu kennen, ein Gedanke von mir. Könnte es sein, dass der Mann sich einen Namen machen wollte, als er sich an einem anderen und viel größeren Namen rieb? Hat doch funktioniert. Ansatzweise. Nun müsste er nur noch besser als Hans Fallada schreiben. Fraglich, ob ihm das gelingt.

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