Künstler im Südburgenland

Ich bin in diesem Sommer ziemlich intensiv unterwegs, aber mein lieber F hat nur eine einzige mickrige Woche Urlaub, weil er erst im Mai mit seinem derzeitigen Job begonnen hat. Wir haben also gemeinsam eine Woche Urlaub im Südburgenland und der Südsteiermark gemacht. Beides sind Grenzregionen zu Ungarn und Slowenien.

Das Burgenland war eine sehr arme, bäuerliche Region, direkt am Eisernen Vorhang. Dank vielem Geld von der EU (das Österreich sicher großteils selbst eingezahlt hat, aber trotzdem …. ) hat es hier starke, strukturelle Veränderungen gegeben. Der Thermenboom, hat aus vielen Bauern Pensions- und Hotelbesitzer gemacht. Wir haben nur sehr wenige „aktive“ Bauernhöfe gesehen.

Hier findet man auch das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab. Es ist ein Teil eines besonders hübschen Dorfs, bestehend aus einem Komplex alter originaler Bauernhöfe mit Nebengebäuden. Alles wurde nach und nach sorgfältig renoviert. Wir hatten das Glück eine Dame dort anzutreffen, die gerade einen Papierschöpfkurs abhielt und auch Fremdenführerin war. Eine dieser Allrounderinnen, die zur allgemeinen Bewunderung auch in nicht mehr ganz jungen Jahren von einer langen Reihe von künstlerischen und sonstigen Aktivitäten recht gut leben kann.

Sie erzählte uns die Geschichte der einzelnen Gebäude und des Dorfes insgesamt. Eine lange Reihe von Künstlern, von denen mir die Schriftsteller am bekanntesten waren (Handke, H.C Artmann) hat hier schon gearbeitet. Es finden auch jede Menge Workshops statt. Zwischenprodukte des Papierschöpfworkshops kann man im Hintergrund des ersten Fotos an der Wäscheleine hängend sehen.

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Interessantes Detail: es gibt wenige Firmen, die professionell Strohdächer herstellen können. Für eine Dachsanierung oder ein neues Dach gibt es eine Vorlaufzeit von mindestens 3 Jahren. Von dem eigentlich ausgestorbenen Gewerbe der Strohdacherzeugung lebt es sich also recht gut. Das Dach im Hintergrund wurde vor kürzem „gekämmt“. Durch diese Wartung des Strohs wird die Wasserableitung wieder verbessert.

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Es wird hier nicht nur gearbeitet sondern auch heftig gefeiert. Bei unserem Spaziergang durch die zentrale Wiese haben wir einen Sektkorken gesehen, der recht neu gewirkt hat 🙂 Das Burgenland ist eine Region der Künstler und Weintrinker, wahrscheinlich auch zahlreicher Alkoliker und vieler Störche und anderer Vögel ….

20 Gedanken zu “Künstler im Südburgenland

  1. Ach, das Burgenland steht noch immer auf meiner Wunschliste. Der Besuch 1983 ist mir noch immer in lebhafter Erinnerung.
    Ich habe keine Fotografien davon, da ich damals unter einer temporären Sehmannblockade litt.

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    1. Huch, Sehmannblockade ist sicher noch ärger als Schreibblockade 😦
      Das Burgenland ist offenbar eine sehr inspirierende Gegend mit einer hohen Dichte an Künstlern jeder Art und auf kleinem Raum sehr vielfältig …

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      1. Ich hatte nach meiner Ausblidung beim Lette-Verein immer wieder mal Sehmannsblockaden. Es gibt Jahre, in denen ich nicht fotografiert habe. Oder ums bildlich zu sagen: Sehmannsblockaden entstehen, wenns man es nicht mehr sehen kann, was um einen herum abgeht.

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      1. Ihre Fotografien in Ihrem Beitrag 😉
        Podersdorf und Rust, die Landschaft. Die würde ich heute gerne fotografieren. Und die kafkaesken Dörfer…. Ach ja….

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    1. Ich bin eh sehr fürs Feiern 🙂
      Dieses Künstlerdorf wurde von einem Verein gegründet, der die sanfte Renovierung der alten Häuser finanziert hat. Es ist wirklich sehr idyllisch.

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