Vom Gleichgewicht zwischen Virtuellem und Realem

Kürzlich habe ich mich bei dem Gedanken überrascht, dass es gar nicht der Mühe wert wäre, an einem bestimmten Ereignis teilzunehmen, wenn ich meine Kamera nicht mitnehmen würde.

Das hat mich erschreckt.

Niemals möchte ich dazu kommen die Qualität von gelebter, erlebter Zeit danach zu beurteilen, wie gut die Bilder davon geworden sind. Eine wirklich schlimme Vorstellung …

Fazit ? weniger fotografieren ? weniger bloggen ? Bewußter mit der Frage umgehen ? Wohl letzteres …

33 Gedanken zu “Vom Gleichgewicht zwischen Virtuellem und Realem

    1. Das schon.
      Ich bin deswegen erschrocken, weil ich gesehen habe, dass sich die Motivation umdrehen kann: also es wäre dann nicht mehr die Motivation andere an dem teilhaben zu lassen was ich erlebt habe, sondern das Erleben wäre nur mehr interessant, weil andere es auch sehen.Das finde ich ganz furchtbar ….

      Gefällt 1 Person

  1. Das schlechteste Foto ist das, was man nicht gemacht hat. Also, vielleicht hat man die Kamera zuhause vergessen oder dergleichen. Man muss ja nicht notgedrungen fotografieren, aber wenn man es gerne tun würde, hat man die Möglichkeit. Deshalb muss die Kamera bei mir mit.
    Das ist das Eine.

    Ein Anderes ist das Erleben. Das ist unabhängig vom Fotografieren. Ich kann mich an der Natur auch erfreuen, ohne dauernd auf den Auslöser zu drücken. Mir ist es schon öfter passiert, dass ich plötzlich feststellte, garkeine Aufnahmen gemacht zu haben.

    Mein Resümee daraus ist, dass ich im ersten Fall die Absicht hatte etwas haben oder mitnehmen zu wollen.
    Im zweiten Fall habe ich mich eher der Situation oder der Umgebung hingegeben und dabei ganz von meinem Willen abgesehen.
    Ich finde, beides hat seine Berechtigung.

    Nachmittägliche Grüsse aus dem wundervollen Bembelland

    Gefällt 2 Personen

    1. Das leuchtet mir ein. Wie schaut´s dann aber mit dem Veröffentlichen aus ?
      Ich habe es erschreckend gefunden, dass mir in diesem Moment das fotografieren zwecks späterer Veröffentlichung wichtiger erschienen ist als das Erleben …..Das möchte ich nicht haben.

      So nebenbei, ich hätte da vielleicht das eine oder andere Beispiel dafür, dass die nicht.gemachten Fotos nicht immer die schlechtesten sind :mrgreen:

      Gefällt 1 Person

      1. Klar fallen mir auch Beispiele ein. Vielleicht denken wir sogar in ähnlichen Bereichen 😉

        Was nun das Veröffentlichen betrifft, so geht Dokumentaion vor technischer Qualität. Es ist natürlich prima, wenn die Darstellung auch technisch hervorragend ist – aber was zählt denn wirklich, auf was kommt es am Ende an?

        Feierabendliche Grüsse aus dem vespernden Bembelland

        Like

        1. Das ist genau die Frage, worauf kommt´s eigentlich an.
          Dokumentieren ist eine Sache, da geht die Information über die technische Qualität und manchmal geht sicher auch die Originalität bzw das Berührende eines Motivs über die technische Qualität.
          Aber bei den Bildern, die die Schönheit der Welt einfangen sollen, vor allem an unerwarteten „Schauplätzen“ ist es dann doch wirklich wichtig das „Instrument“ zu beherrschen.
          Denk ich …….

          Like

          1. Werkzeug und Beherrschung, das sind die beiden entscheidenen Worte.
            Was nutzt die beste Kamera, wenn ich sie nicht kenne. Nicht am Anfang mit dem Handbuch die für mich wichtigen Einstellungen kennengelernt habe.
            Ich freue mich über Ihre Sichtweise, sie zeigt sich ja auch in Ihren Fotografien.

            Like

            1. Na, da sehen wir die Sache ja ähnlich, das ist fein.
              Ach ja, Handbuch, 250 Seiten hat das Ding. Man hätte es sicher auch auf 50 komprimieren können, aber dann wär´s ja billiger gewesen 😦

              Like

              1. Sie brauchen ja nur die für Sie entscheidenden Seiten zu lesen, da wären Sie schon bei weit weniger als der Hälfte.
                Das Register sollte man allerdings kennen, falls dann doch mal Fragen auftauchen.
                Wenn ich bei meinen beiden grossen Kameras etwa die Hälfte der Möglichkeiten kennen, reicht das allemal.

                Like

                1. Ich habe ja gar keine besondere Kamera, nur eine kompakte, eine Canon Powershot G15, aber die hat eben den Vorzug, dass sie wirklich klein und kompakt ist,überall hin mitkommen kann, dafür aber doch ziemlich viel kann.

                  Like

    2. Erst gestern auf dem Weg zurMahnwache (siehe meinenBeitrag) war das so, dass ich gemerkt habe kein eKamera dabei zu haben. Nun gut, ich konntemich besserauf das konzentrierenundmich darauf einlassen, was da geschah.
      Dass ich dann heute trotzdem ein Bild habe, ist einem Bekannten zu verdanken, der ncith so vergesslich war wie ich.

      Im übrigen geht mirs auch manchmal so wie du das schilderst, dass ich die Kamera mitnehme und dann ganz ohne Bilder nach Hause komme.
      Nicht alle Erinnerungen müssen in viereckiger Form aufbewahrt werden.

      Einen guten Blick deine Umwelt wünsch ich dir weiterhin.

      Gefällt 2 Personen

    1. Ja das stimmt irgendwie schon. Seit ich fotografiere sehe ich bewusster – egal ob ich die Kamera dabei habe oder nicht.
      So geht es wohl jedem, der nicht nur drauflos knipst, sondernbewusst fotografiert – und deshalb auch bewusster sieht.

      Like

  2. Das Fotografieren kann auch negative Auswirkungen haben.
    Manchmal ist die Erinnerung in uns schöner, weil verklärter als die Realität.
    Mir ging es im letzten Urlaub so. Ich habe weniger Fotos gemacht als all die Jahre davor. Und ich fand es okay. Denn ich liebe den Urlaubsort einfach. Was schon öfter da und habe mich schon satt fotografiert. Wenn ich an die Insel denke, dann schwingt in mir ein gutes Gefühl. Es ist ein bisschen, als würde ich sie sowieso in mir tragen.

    Muss ich dann noch Fotos machen? Muss ich dann noch drüber bloggen?
    Einerseits könnte ich anderen darüber berichten und meine Freude auf diese Weise (mit)teilen.
    Andererseits habe ich manchmal den Eindruck, die Erinnerung wird verdünnt, wenn ich sie raus lasse. Und ich mag ihr starkes süßes Gift. 🙂

    Danke für deinen Gedankenanstoß.

    Gefällt 2 Personen

    1. Beim Gift kommt´s auf die Dosierung an 🙂
      Ich hab auch so meine Phasen beim Fotografieren: ausgerechnet in der Phase in der ich gefunden habe, dass das Fotografieren die direkte Wahrnehmung verwässert, habe ich ein paar große Reisen gemacht, von denen ich jetzt gerne ein paar Fotos hätte.

      Die Frage warum man überhaupt fotografiert bzw bloggt, ist ja auch so eine Sache :mrgreen:

      Gefällt 1 Person

  3. Bei der Kunst ist die Gradwanderung noch schwieriger: wenn man an ein Publikum denkt, verliert man leicht den inneren Kompass. Man ist nicht mehr wirklich kreativ, sondern bedient eingebildete Interessen anderer. Andererseits ist es ein menschliches Grundbedürfnis, sich mitzuteilen. Das, was man tun, wird erst durch Austausch mit anderen „wirklich“. Was habe ich von dem schönsten Reiseerlebnis, wenn es niemanden gibt, der davon erfährt oder erfahren will? Das social network gibt einem jedenfalls die Illusion, dass es in der Ferne Leute gibt, die deine Kreationen anschauen und mit dir in einen Dialog eintreten möchten.

    Gefällt 2 Personen

    1. Was habe ich von dem schönsten Reiseerlebnis, wenn es niemanden gibt, der davon erfährt oder erfahren will? —— Das ist genau die Frage mit der ich mich beschäftige. In der Theorie müsste jedes Erlebnis nur durch sich selbst schön, intensiv etc sein, ganz unabhängig davon, ob ich es mit jemand anderem teile oder nicht. Tatsächlich ist es aber im Normalfall nicht so, der Mensch ist eben ein soziales Wesen …..

      Gefällt 1 Person

      1. Möchte mich nicht allzu aufdringlich einmischen, aber habe wieder euren interessanten Denkanstoss gelesen – ich bin sehr oft alleine unterwegs und geniesse es und habe sehr viel Schönes erlebt. Manches habe ich auch schon mal mit keinem geteilt. Da reichte mir schon ein Tagebucheintrag und die Erinnerung im Herzen – denke, so weit dürfen wir das nicht kommen lassen, ein Reiseerlebnis nicht mehr „gelten“ zu lassen wenn man ihn nicht öffentlich teilen kann. Erschreckende Vorstellung!

        Like

          1. Wenn unser Ich sich in der Welt bewegt und das Internet ein Teil unserer Lebensumwelt ist, dann ist die Präsentation von Teilen unseres Selbst im Internet ganz natürlich. Schlimm ist nicht unsere Präsentation im Internet, schlimm ist, was die Besitzer des Internet damit und vor allem daraus machen. Deshalb ist es wichtig, dass wir reflektiert im Internet handeln, andernfalls beschwören wir mitteralterliche (Herrschafts)Formen wieder herauf.

            Wen diese Fragen beschäftigen, dem empfehle ich ein schmales kleines Buch:
            Hannes Grassegger, Das Kapital bin ich. Schluss mit der digitalen Leibeigenschaft. Kein&Aber, Zürich / Berlin, 78S., 2014.

            Abendschöne Grüsse aus dem überauswohlaufgelegten Bembelland

            Like

            1. Meinst du den polldaddy- link ? Ich habe keine Ahnung wo der herkommt. Bei mir steht er bei jedem Kommentar, den ich bekomme dabei und offenbar steht er auch bei meinen Kommentaren. Es dürfte aber nichts gefährliches sein.

              Gefällt 1 Person

  4. Letzthin wollte ich auch wo spontan hin und dachte so – oh nein, jetzt habe ich meine Kamera zu Hause vergessen! Eine Freundin meinte dann: dann gehst du halt einfach so zum geniessen hin… Das hat mich auch zum Nachdenken bewegt. Geniesse ich es weniger ohne Kamera? Ich fotografiere ja per se leidenschaftlich gerne. Auch bevor ich mit dem Blog begonnen habe. Es ist vielleicht eher die Angst, ein supertolles Sujet zu verpassen wenn ich grad meine Kamera nicht dabei hab. Obwohl schlussendlich mittlerweile ganz viele Bilder im Blog landen…^^ Aber es ist ja auch eine Form der Kunst und des Ausdrückens, Inspiration, die man unterwegs findet… Interessanter Denkanstoss von dir – danke sehr!

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar